Marc Kupietz & Beata Trawiński
IVG-Kongress, Sektion C11: Kontrastive Korpuslinguistik, Palermo, 2021-07-26
die Anforderungen an Sprachkorpora für die kontrastive Linguistik (und den Sprachvergleich generell) aufzuzeigen
auf Problematiken der vorhandenen Lösungen und Ressourcen hinzuweisen
neue Perspektiven zu skizzieren, die das Europäische Referenzkorpus EuReCo für kontrastive Korpuslinguistik eröffnet
große Bedeutung von Korpora für die linguistische Forschung, sowohl im einzelsprachlichen als auch sprachübergreifenden Kontext
die Anzahl der linguistischen Studien, die auf Korpusdaten basieren, steigt
die Anzahl (und die Größe) von Korpora wächst
der Linguist steht oft vor der Wahl zwischen mehreren unterschiedlichen Korpustypen
verschiedene Optionen für die sprachübergreifende Forschung →
Texte in nur einer Sprache
in der Regel originalsprachig, daher von hoher Qualität
seit den 1960er-Jahren ( DeReKo seit 1964)
Beispiele für große nationale Referenzkorpora:
DeReKo , ANC, BNC, CNC, NKJP, RNC, HNC, CoRoLa ...
in der Regel linguistisch annotiert (sprachspezifisch)
als Belegquelle, auch für quantitative Untersuchungen, z. B.
Augustin (2017): Verschmelzung von Präposition und Artikel im Deutschen ( DeReKo ) und Italienischen (CORIS: Corpus di italiano scritto, PAISÀ-Korpus)
Taborek (2018, 2020): Funktionsverbgefüge im Deutschen ( DeReKo ) und Polnischen (NKJP)
GDE-N: DeReKo , BNC, COCA, GloWBe, FRANTEXT, ABU, NKJP, HNC (Gunkel et al. 2017)
GDE-V: einsprachige Korpora für einzelne Fallstudien
Inwiefern sind einzelsprachliche Ergebnisse kontrastiver Studien, die monolinguale Korpora heranziehen, vergleichbar?
Die Ergebnisse sind auf einer Metaebene (theoretischer Ebene / Ebene der Generalisierungen) vergleichbar.
Auf der empirischen Ebene (Datenebene) sind sie weniger vergleichbar.
Grund: Diversität von monolingualen Korpora
geringe Übereinstimmung bezüglich der Größe, Texttypen, Themen etc. (auch morphosyntaktischer Annotation)
jedoch hohe sprachliche Qualität
Parallelkorpora bestehen aus Originaltexten in einer Sprache (Quellsprache) und ihren Übersetzungen in anderen Sprachen (Zielsprachen)
Texte in allen Sprachen auf Satzebene aligniert
teilweise linguistisch annotiert (sprachspezifisches PoS-Tagging)
seit den 1990er-Jahren
Paralleldaten: Sequenzen von sprachlichen Einheiten (Wörter, Sätze) in zwei oder mehreren Sprachen,
die Übersetzungsäquivalente voneinander sind und als solche die gleiche Bedeutung transportieren
in den gleichen Kontexten verwendet werden
in den gleichen Texttypen aus den gleichen Zeiträumen etc. vorkommen
perfekte Grundlage für die Ermittlung der funktionalen Äquivalenz zwischen sprachlichen Strukturen (James 1980, Chesterman 1998) → tertium comparationis
Einblicke in sprachübergreifende Ähnlichkeiten und Unterschiede, die bei der Arbeit mit einsprachigen Korpora übersehen werden könnten
Johansson (2007), Altenberg und Granger (2002), Granger (2010), Languages in Contrast (International Journal for Contrastive Linguistics) etc.
Cysouw und Wälchli (2007) etc.
Granger et al. (2003) etc.
relativ geringe Größe
je mehr Sprachen, desto kleiner und weniger differenziert ist das Korpus
unausgewogen in Bezug auf Originaltexte und Übersetzungen
spezifische Eigenschaften von Übersetzungen (ein dritter Code)
relativ geringer Anteil von lexikalischen Wörter gegenüber Funktionswörtern
relativ hoher Anteil von hochfrequenten Wörtern gegenüber niedrigfrequenten Wörtern
häufige Wiederholung von häufigsten Wörtern
niedrige Varietät bei häufigsten Wörtern
Vereinfachung
Übersetzungen neigen dazu, eine einfachere Sprache zu verwenden
Verdeutlichung
Übersetzungen zeigen die Tendenz, Dinge zu verdeutlichen
Normalisierung
Übersetzungen neigen dazu, typische Mustern der Zielsprache zu verfolgen und diese dadurch übermäßig zu gebrauchen
shining-through (Übersetzungen lassen die Quellsprache durchscheinen)
Normalisierung (Übersetzungen gehorchen der zielsprachigen Norm mehr als vergleichbare zielsprachige Originaltexte)
Fallstudien für das Sprachenpaar Deutsch-Englisch: Passiv, Transitivität etc.
hohe Vergleichbarkeit in Bezug auf Größe und Inhalt (aber nicht in Bezug auf morphosyntaktische Annotation)
geringere Qualität des linguistischen Materials
monolinguale und parallele Korpora allein eignen sich nicht für feiner granulare linguistische Forschung
da es ihnen entweder an Vergleichbarkeit oder an linguistischer Qualität mangelt
mögliche Abhilfe:
Kombination aus parallelen und einsprachigen Korpora verwenden
Nachteile:
(quantitative) Befunde nicht unmittelbar einschätzbar
datengeleitete Modelle u. U. irreführend
Desiderat: vergleichbare Korpora hoher Qualität
»a comparable corpus can be defined as a corpus containing components that are collected using the same sampling frame and similar balance and representativeness […], e.g. the same proportions of the texts of the same genres in the same domains in a range of different languages in the same sampling period«
frühes prominentes Beispiel:
International Corpus of English (ICE) (Greenbaum 1991)
durch reichhaltige Metadaten
deren Kategorien aufeinander abbildbar sein sollten
durch linguistische Annotationen
die idealerweise auch aufeinander abbildbar sein sollten
➞ Universal Dependencies
durch entsprechende Recherche-Tools
die alle diese Möglichkeiten nutzbar machen
in Zukunft:
International Comparable Corpus (ICC)
(Kirk et al. 2017, Čermáková et al. 2021)
2017 gestartet Initiative mit IDS-Beteiligung
Ziel: Aufbau vieler kleiner Korpora mit kontrollierter Zusammensetzung nach dem Vorbild des ICE
derzeit nur Webkorpora:
Aranea - Familie vergleichbarer Gigaword-Webkorpora (Benko 2014)
enthält mehr als 20 Sprachen
große Korpora kontrollierter Größe:
120M und 1.2G Wörter
Nachteil:
die Vergleichbarkeit der Zusammensetzung ist nicht kontrolliert
und kann nicht leicht kontrolliert werden, da Texten aus dem Web notorisch die erforderlichen Metadaten fehlen
die Verfügbarkeit vergleichbarer Universa-Korpora, die auch Deutsch enthalten, ist nicht ideal.
2013 vom IDS und den Akademien in Polen, Rumänien und Ungarn gegründete offene Initiative
Pilotprojekte (Humboldt-Institutspartnerschaften):
DRuKoLA: Rumänisch-Deutsch (2016-2018): CoRoLa (Tufiş et al. 2019)
DeutUng: Ungarisch-Deutsch (2017-2021): HNC (Váradi 2002)
EuReCo -Kern: 2 zugrundeliegende Ideen bzw. Annahmen
selbst einsprachige Universalkorpora sind oft nicht realisierbar
oder werden nicht dauerhaft gepflegt / erweitert
mehrsprachige dedizierte Vergleichskorporpora würden die ohnehin unrealistischen Kosten vervielfachen
dedizierte Vergleichskorpora können nicht von Grund auf neu aufgebaut und dauerhaft gepflegt werden
es existieren einige National/Referenzkorpora für Sprachen in Europa
BNC, CNC, CoRoLa, DeReKo , HNC, NKJP, …
diese werden z. T. gepflegt und erweitert
oder es gibt zumindest eine nachhaltige Institution, die sich verantwortlich fühlt
lieber vorhandene Korpora benutzen als neue aufbauen
ökonomischer, skalierbarer und nachhaltiger
zumal man auch von laufenden und zukünftigen Erweiterungen und Verbesserungen dieser Korpora profitieren kann
hohe linguistische Qualität und ausreichende Größe bei Nationalkorpora zu erwarten
Korpora können bei sinnvoller Größe und Streuung nicht allgemein perfekt vergleichbar sein
es wird sich immer ein Kriterium geben, anhand dessen die Korpora nicht vergleichbar sind
ob eine Ungleichverteilung bzgl. einer Variable relevant ist, hängt von der spezifischen Fragestellung ab
allgemein vergleichbare Korpora sind kein sinnvolles Ziel
bei einigen Fragestellungen ist Vergleichbarkeit nicht relevant
stattdessen oft: Größe
wichtiger: einzelsprachliche Korpora können nicht allgemein repräsentativ sein
da Grundgesamtheit=Sprache nicht allgemein definierbar ist
ob ein Korpus ausreichend repräsentativ ist, hängt von Fragestellung und Sprachdomäne ab
allgemein vergleichbare und jeweils repräsentative Korpora sind keine sinnvolle Zielsetzung
sind EuReCo -Nutzer*innen dazu eingeladen …
vordefinierte (Vergleichs-)korpora zu verwenden oder
sich selbst bzgl. der jeweiligen Fragestellung
geeignet repräsentative und vergleichbare Korpora
zu definieren
man zieht Sub-Korpora aus den einsprachigen Korpora
so dass diese bzgl. Metadaten-Variablen wie:
Themenbereich
Texttyp
Veröffentlichungsdatum
…
möglichst ähnliche Text-/Tokenverteilungen aufweisen
man beginnt wie beschrieben
führt vergleichende Fallstudien durch
falls die Befunde Artefakte von Vergleichbarkeitskriterien zu sein scheinen, verfeinert man die Abbildung und mit 2 neu beginnen
kontrollierte Variable: thematische Domäne
für das Rumänische: CoRoLa komplett
für das Deutsche:
Zufallsstichprobe aus DeReKo
mit gleicher Text/Token-Verteilung zu thematischen Domänen
wie CoRoLa
aktuelle Version über KorAP abfragbar
anhand von Kookkurrenzanalysen (Taborek 2018, 2020)
z. B. zu Funktionsverbgefügen
in Abhängigkeit von textexternen Variablen
gleichzeitig dabei auch:
Untersuchung von »Vergleichbarkeit«
Erweiterung der KorAP-Unterstützung
ggf. Weiterentwicklung der Methodik zu syntagm. Mustern (Belica & Perkuhn 2015) ➞ Abhängigkeit von textexternen Variablen
library(RKorAPClient)
source("demo/ca.R")
corola <- new("KorAPConnection", KorAPUrl = "https://korap.racai.ro/")
dereko <- new("KorAPConnection", verbose = T)
vc_drukola <- "referTo drukola.20180909.1b_words"
in_NN_setzen <- collocationAnalysis(
dereko,
node = "focus(in [tt/p=NN] {[tt/l=setzen]})",
vc = vc_drukola,
leftContextSize = 1, # bezieht sich auf {} in focus()
rightContextSize = 0
)
pune_in_NN <- collocationAnalysis(
corola,
node = "focus({[drukola/l=pune] în} [drukola/p=noun])",
leftContextSize = 0,
rightContextSize = 1
)
<pune> în <NN> / CoRoLa | ||
---|---|---|
NN | logDice | DE (~DeepL) |
pericol | 11,16 | Gefahr |
aplicare | 10,74 | Anwendung |
mișcare | 10,63 | Bewegung |
discuție | 10,07 | Diskussion |
funcțiune | 9,97 | Funktion |
evidență | 9,64 | Hervorhebung |
practică | 8,95 | Praxis |
executare | 8,85 | Ausführung |
scenă | 8,81 | Szene |
vânzare | 8,51 | Verkauf |
circulație | 8,44 | Umlauf |
valoare | 8,31 | Wert |
slujba | 8,24 | Job |
lumină | 7,88 | Licht |
vedere | 7,26 | Blick |
discuția | 7,11 | Diskussion |
joc | 7,10 | Spiel |
libertate | 7,04 | Freiheit |
relație | 6,87 | Beziehung |
balanță | 6,79 | Gleichgewicht |
situația | 6,55 | Situation |
borcane | 6,48 | Gläser |
serviciul | 6,41 | Service |
umbră | 6,23 | Schatten |
legătură | 6,20 | Link |
primejdie | 6,13 | Notruf |
posesie | 6,03 | Besitz |
față | 6,02 | Gesicht |
in <NN> <setzen> / vc_drukola | |
---|---|
<NN> | logDice |
Gang | 10,84 |
Szene | 10,59 |
Brand | 10,12 |
Kenntnis | 9,55 |
Bewegung | 9,44 |
Verbindung | 9,16 |
Marsch | 9,07 |
Kraft | 8,41 |
Beziehung | 7,80 |
Umlauf | 7,70 |
Anführungszeichen | 7,40 |
Flammen | 6,59 |
Relation | 6,39 |
Untersuchungshaft | 6,38 |
Klammern | 6,12 |
Betrieb | 5,92 |
Stand | 5,90 |
Erstaunen | 5,75 |
Bezug | 5,51 |
Vollzug | 5,13 |
Anführungsstriche | 5,06 |
Gänsefüßchen | 4,74 |
Auslieferungshaft | 4,42 |
Parallele | 4,39 |
Vergleich | 4,38 |
Verkehr | 4,28 |
Pose | 4,15 |
Positur | 4,10 |
Domäne = Recht | |
---|---|
pune în … | logDice |
pericol | 11,79 |
mișcare | 11,10 |
aplicare | 10,76 |
funcțiune | 10,58 |
discuție | 10,54 |
executare | 9,79 |
liberă | 9,07 |
vânzare | 8,78 |
circulație | 8,71 |
discuția | 8,05 |
vedere | 8,05 |
practică | 8,01 |
întârziere | 7,56 |
evidență | 7,32 |
libertate | 7,18 |
corespondență | 7,16 |
posesie | 6,86 |
vînzare | 6,77 |
serviciul | 6,73 |
valoare | 6,69 |
echivalență | 6,60 |
dezbaterea | 6,29 |
sarcina | 6,27 |
posesia | 6,09 |
dezbatere | 6,00 |
plicuri | 5,94 |
primejdie | 5,87 |
comun | 5,76 |
Domäne ≠ Recht | |
---|---|
pune în … | logDice |
aplicare | 11,09 |
evidență | 10,92 |
pericol | 9,96 |
practică | 9,61 |
discuție | 9,59 |
mișcare | 9,54 |
scenă | 9,41 |
valoare | 9,25 |
funcțiune | 8,87 |
circulație | 8,70 |
slujba | 8,69 |
vânzare | 8,49 |
lumină | 8,38 |
situația | 8,20 |
relație | 7,75 |
joc | 7,59 |
balanță | 7,16 |
libertate | 7,14 |
gardă | 7,02 |
primejdie | 6,90 |
umbră | 6,86 |
ordine | 6,79 |
contact | 6,69 |
dificultate | 6,67 |
pagină | 6,64 |
gând | 6,54 |
legătură | 6,47 |
față | 6,46 |
beim Vergleich syntagmatischer Muster spielt die Korpus-Zusammensetzung selbst eine größere Rolle als die Vergleichbarkeit
leicht andere Situation als im Varietätenvergleich (vgl. Heid 2011)
wir brauchen Korpora für den Sprachvergleich
je nach Fragestellung sind parallele, einsprachige, vergleichbare Korpora oder eine Kombination aus diesen geeignet
großes, übergreifendes Ziel:
EuReCo bietet einen realistischen Lösungsansatz
durch die virtuelle Vereinigung bestehender großer Korpora
nutzer-definierte, dynamische Konstruktion vergleichbarer Korpora
vollständige HNC-Integration (bis Ende 2021)
ICC-Integration
Integration weiterer großer Korpora
NKJP anvisiert!
KorAP-Weiterentwicklung
ob Korpora ausreichend vergleichbar sind, kann nicht allgemein entschieden werden, sondern ist u.a. von der Fragestellung abhängig
dynamisch definierbare virtuelle Vergleichskorpora, sind dazu ein guter Lösungsansatz
zumal dabei auch die Zusammensetzung insgesamt anpassen kann
wichtig ist vor allem auch die tatsächliche Vergleichbarkeit mithilfe eines (einheitlichen) Werkzeugs und (abbildbaren) Metadaten und Annotationen
Augustin, Hagen (2017):
Verschmelzung von Präpositionen und Artikel. Eine kontrastive Analyse zum Deutschen und Italienischen. Reihe: Konvergenz und Divergenz 6.
Bański, Piotr/Bingel, Joachim/Diewald, Nils/Frick, Elena/Hanl, Michael/Kupietz, Marc/Pęzik, Piotr/Schnober, Carsten/Witt, Andreas (2013):
KorAP: the new corpus analysis platform at IDS Mannheim. In: Vetulani, Zygmunt/Uszkoreit, Hans (eds.): Human Language Technologies as a Challenge for Computer Science and Linguistics. Proceedings of the 6th Language and Technology Conference. S. 586-587 - Poznań: Fundacja Uniwersytetu im. A., 2013.
Belica, Cyril & Perkuhn, Rainer (2015):
Feste Wortgruppen/Phraseologie I: Kollokationen und syntagmatische Muster. In U. Haß & P. Storjohann (Hrsg..), Handbuch Wort und Wortschatz (pp. 201-225). Berlin, München, Boston: De Gruyter. https://doi.org/10.1515/9783110296013-009
Benko, Vladimír (2014):
Aranea: Yet Another Family of (Comparable) Web Corpora. In Petr Sojka, Aleš Horák, Ivan Kopeček and Karel Pala (Eds.): Text, Speech and Dialogue. 17th International Conference, TSD 2014, Brno, Czech Republic, September 8-12, 2014. Proceedings. LNCS 8655. Springer International Publishing Switzerland, 2014. pp. 257-264. ISBN: 978-3-319-10815-5 (Print), 978-3-319-10816-2 (Online). BibTeX PDF
Borin, Lars/Forsberg, Markus/Roxendal, Johan (2012):
Korp – the corpus infrastructure of Språkbanken. In Proceedings of LREC 2012. Istanbul: Elra, 474–478
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Alternation von zu- und dass- Komplementen: Kontrolle, Korpus, und Grammatik. In: Fuß, Eric/Konopka, Marek/Wöllstein, Angelika. Grammatik im Korpus. Korpuslinguistisch-statistische Analysen morphosyntaktischer Variationsphänomene. Tübingen: Narr.
Brandt, Patrick/Trawiński, Beata/Wöllstein, Angelika (2017):
(Anti-)Control in German: Evidence from Comparative, Corpus- and Psycholinguistic Studies. In: Linguistische Berichte (Sonderheft). Hamburg: Buske.
Čermáková, A., Jantunen, J., Jauhiainen, T., Kirk, J., Křen, M., Kupietz, M., & Uí Dhonnchadha, E. (2021):
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The Predicationality Hypothesis. The Case of Hungarian and German. In É. Kiss, K., Surányi, B. & É. Dékány (eds). Approaches to Hungarian 14. Papers from the 2013 Piliscsaba Conference. Amsterdam: Benjamins, 209–244.
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The Hungarian National Corpus. In Rodríguez, M. & Araujo, C. (eds) Proceedings of LREC 2002, Las Palmas / Paris: ELRA, 385–389.
Es ist oft gesagt worden, dass wir durch Korpora Muster in der Sprache beobachten können, die wir vorher nicht kannten (...) Meine Behauptung ist, dass dies insbesondere für mehrsprachige Korpora gilt. Wir können sehen, wie sich Sprachen unterscheiden, was sie gemeinsam haben und - vielleicht irgendwann - was Sprache im Allgemeinen charakterisiert.
Johansson (2007)
vergleichende Studie: Deutsch-Schwedisch-Niederländisch
Hartmann/Mucha/Trawiński/Wöllstein (in Vorbereitung)
Ausgangsbasis: Wöllstein (2015), Brandt/Trawiński/Wöllstein (2016), Brand (2019)
Gegenstand:
Strukturen mit Verben, die propositionale / verbhaltige finite und nicht-finite Komplemente selegieren
Fragestellung:
Gibt es eine Korrelation zwischen Präferenzen für (nicht-)finite Komplementierung und Kontrollverhältnissen?
Referentielle Kohäsion und Ereignisintegration (Givón 1990:527)
The more the two events coded in the main and complement clauses share their referents, the more likely they are to be semantically integrated as a single event; and the less likely is the complement clause to be coded as an independent finite clause.
In Bezug auf das Deutsche (Rapp et al. 2017:197):
Je mehr das einbettende Verb lexikalisch zu semantischer Kontrolle tendiert, desto häufiger treten zu-Infinitive auf.
Je weniger das einbettende Verb lexikalisch zu semantischer Kontrolle tendiert, desto häufiger treten dass-Sätze auf.
Korpora:
DeReKo / KoGra-DB (IDS Mannheim, Kupietz et al. 2010)
→ Deutsch
Språkbanken / Moderna (Göteborg, Borin et al. 2012)
→ Schwedisch
LASSY Large (Groningen / Lueven, van Noord et al. 2013)
→ Niederländisch
Untersuchungsgegenstand: Distribution von verschiedenen Verbklassen mit verschiedenen Komplementtypen:
mit finiten Komplementen
mit infiniten Komplementen mit einem Komplementierer
mit infiniten Komplementen ohne einen Komplementierer
Die Korpusuntersuchungen zeigen, dass es eine Korrelation zwischen Selektionspräferenzen und Kontrollverhältnissen gibt
die Ergebnisse bestätigen die Hypothese der referentiellen Kohäsion und Ereignisintegration
und zeigen, dass diese eine sprachübergreifende Gültigkeit hat
Methodische Frage: Sind die Ergebnisse für das Deutsche, das Schwedische und das Niederländische vergleichbar?
Die Antwort: ja und nein
die Ergebnisse sind auf einer Metaebene (Ebene der Generalisierungen) vergleichbar
auf der empirischen Ebene (Datenebene) sind sie weniger vergleichbar
Korpus | Worttoken | Satztoken | Texttypen (verschiedene Themenbereiche) | PoS-Tagging |
---|---|---|---|---|
DeReKo (Subkorpus KoGra-DB) | 4.3 G | 200 M | 170 Kategorien: Presse, Roman, Gedicht, Krimi, Belletristik, Dissertation, Wettervorhersage, Werbebroschüre, Horoskop, Leserbrief, Reiseführer etc. | TreeTagger (STTS), Con- nexor, Xerox |
Språkbanken (Subkorpus Moderna) | 13.3 G | 953 M | Presse, Zeitschrift, Protokolle, Literatur, Bloggmix, Twittermix, Wikipedia | SUC MSD-Tagset, UD |
LASSY (Korpus Large) | 0.8 G | 52 M | 18 Kategorien: Verwaltungstexte, juristische Texte, Zeitschrift, Protokolle (Europarl), Web, Wikipedia, Thronreden der Königin Beatrix etc. | CGN-Tagset, D-Coi/SoNaR |
Bengt Altenberg (1999). Adverbial connectors in English and Swedish: Semantic and lexical correspondences. In Hasselgård & Oksefjell (eds.) Out of Corpora. Amsterdam: Rodopi, 249-268.
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Federica da Milano (2007). Demonstratives in parallel texts: A case study. Sprachtypologie und Universalienforschung 60(2), pages 135–147.
Bernhard Wälchli (2007). Advantages and disadvantages of using parallel texts in typological investigations. Sprachtypologie und Universalienforschung 60(2), pages 118–134. (a case study of multi-verb constructions in the motion event domains BRING and RUN)
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Die zugrunde liegende Annahme: Imperative werden kanonisch in Äußerungen verwendet, die direkte Befehle, Bitten, Anweisungen, Ratschläge usw. ausdrücken.
erfordern ein Agens: eine Entität, die zum bewussten und vorsätzlichen Handeln fähig ist
→ wir können nur jemanden auffordern, etwas zu tun, der über das Handeln eine direkte Kontrolle hat (Potsdam 1996, Jensen 2003)
Erwartete Korpusdistribution: Imperativ-Markierungen kommen bei agentivischen Verben signifikant häufiger vor als bei nicht-agentivischen Verben
Zwei Ziele:
die Agentivitätshypothese auf der Basis von Korpusdaten zu überprüfen
die sprachübergreifende Gültigkeit der Hypothese zu überprüfen
4 Sprachen: Englisch, Deutsch, Polnisch und Tschechisch
Spielt der Verwandschaftsgrad eine Rolle?
Extraktion von imperativischen Wortformen mit Hilfe von CQP-Abfragen
Identifizierung und Auswahl von 50 häufigsten Lemmata (Minimalfrequenz 10) aus allen den Imperativformen zugrunde liegenden Lemmata
Abbildung aller ausgewählten Lemmata (sprachspezifisch) auf abstrakte Ereigniskonzepte, die auf FrameNet-Frame-Index basieren (Baker et al., 1998)
MOTION (go / gehen, come / kommen etc.)
COMMUNICATION (say / sagen, listen / hören etc.)
GIVING/TAKING (give / geben, take / nehmen)
PERCEPTION (see / sehen, look / schauen etc.)
AWARENESS/COGITATION (understand / verstehen, think /denken etc.),
REMEMBERING (remember / erinnern, forget / vergessen etc.)
INTENTIONALLY-ACT (make / machen, do / tun etc.)
WAITING (wait / warten etc.)
BE (be / sein)
STOP/START (stop / aufhören, start / beginnen etc.)
GETTING (get / kriegen)
INGESTION/COOKING (eat / essen, drink / trinken etc.).
Die Ergebnisse bestätigen die Hypothese der Agentivität:
Imperativ-Markierungen werden deutlich häufiger bei agentivischen als bei nicht-agentivischen Verben verwendet.
Passiv ist im Englischen typischer als im Deutschen
Passivalternativen (man, sich lassen, -bar sein) sind im Deutschen typischer als im Englischen
Hypothesen für E-ORI-G-TL
In Übersetzungen vom Englischen ins Deutsche liegt shining-through im Passivbereich vor, wenn in G-TL signifikant mehr Passive auftreten als in vergleichbaren deutschen Texten (G-ORI)
In Übersetzungen vom Englischen ins Deutsche liegt Normalisierung im Passivbereich vor, wenn in G-TL signifikant mehr Passivalternativen auftreten als in vergleichbaren deutschen Texten (G-ORI)
Hypothesen für G-ORI-E-TL
In Übersetzungen vom Deutschen ins Englische liegt shining-through im Passivbereich vor, wenn in E-TL signifikant mehr Passivalternativen auftreten als in vergleichbaren englischen Texten (E-ORI)
In Übersetzungen vom Deutschen ins Englische liegt Normalisierung im Passivbereich vor, wenn in E-TL signifikant mehr Passive auftreten als in vergleichbaren englischen Texten (E-ORI)
Schwaches shining-through in G-TL
Keine Normalisierungs-Effekte in G-TL
kein shining-through in E-TL
Normalisierung in E-TL
[drukola/m=pos:particle & drukola/m=type:negative] {,5} decît
library(RKorAPClient)
library(tidyverse)
library(highcharter)
library(kableExtra)
D <- new("KorAPConnection", verbose=T)
B <- D
DRuKoLAVC <- "referTo+drukola.20180909.1b_words"
baseVC = "corpusSigle=/U[0-9][0-9]/ | corpusSigle=/W.D17/"
R <- new("KorAPConnection", KorAPUrl = "http://89.38.230.10:5555/", verbose=T)
Dsize <- corpusStats(D, vc=DRuKoLAVC)@tokens
Rsize <- corpusStats(R)@tokens
Bsize <- corpusStats(D, vc=baseVC)@tokens
queryResultToHtml <- function(r) {
link <- slice(r, which.min(f))$webUIRequestUrl # use the query with less results
text_spec(round(r[1,]$f,2), color="blue", link=link, tooltip = r[1,]$query %>% str_replace_all('"', '"')) %>% str_replace(">", 'target="korap">')
}
add_comp <- function(.data, cat, n1, n2, b1) {
automatische und dynamische Konstruktion des Vergleichskorpus noch nicht mit KorAP möglich
Downsampling-Funktion fehlt noch
Texttypen unterschiedlich klassifiziert und sehr unterschiedlich verteilt
Thementaxonomien jeweils 2 Ebenen aber unterschiedlich definiert
DeReKo basierend auf Open Directory Project (dmoz) (Weiß 2005, Klosa et al. 2012)
CoRoLa (Tufiş et al 2016) basierend auf Universal Decimal Classification (UDC) und Wikipedia top-level Domains (Gîfu et al. 2019)
Übersetzung der Thementaxonomie von CoRoLA auf die von DeReKo
z.B. Religion ➞ Staat/Gesellschaft:Kirche, Art and Culture ➞ Kultur, Medicine ➞ Gesundheit-Ernährung:Gesundheit
für 89% der CoRoLa-Texte konnten Abbildungen gefunden werden
einige Kategorien unvollständig, andere ungenau abgebildet
DeReKo groß genug, um CoRoLa's Themenverteilung vollständig zu imitieren
statt jeweils as CoRoLa und DeReKo eine Stichprobe zu ziehen, wurde nur aus DeReKo eine Stichprobe gezogen